Neunzehnte Sitzung der Erweiterten Exekutive der Kommunistischen Internationale (EKKI)

14. März 1926

Erklärung des Genossen Bordiga

BORDIGA: Da der Genosse Bucharin so freundlich gewesen ist, meine Kritik, die ich in der Kommission geübt habe, hier noch einmal darzustellen, bin ich genötigt, die beiden Punkte, die ich schon in der Kommission angeführt habe, noch einmal zu präzisieren. Ich habe protestiert gegen die Methode des Kampfes, wie sie in der Resolution angewendet wurde, die Methode, einzelne Zitate von Genossen aus dem Zusammenhang herauszunehmen, um damit ihre abweichende Linie zu beweisen. Ich glaube, daß diese Kampfesweise für eine ideologische Aufklärung der Massen nicht nützlich ist.

Im weiteren habe ich mich in der Kommission gegen die übertriebene Anwendung des ideologischen Terrors gewendet, d. h. dagegen, daß man bei jeder Gelegenheit vor die einfachen Parteimitglieder hintritt und ihnen sagt, bevor man sie über gewisse politische Fragen aufgeklärt hat, daß, wenn sie sich gegen den politischen Inhalt der Fragen, wie er vom Zentralkomitee oder von der Exekutive dargestellt wird, erklären, sie dann Feinde der Exekutive, Feinde des Kommunismus usw. seien. Es genügt nicht, daß man erklärt, daß man eine Unterscheidung zwischen den linken Führern und den linken Arbeitern macht, man muß mit dieser Methode des ideologischen Terrors brechen und dazu übergehen, vor den Arbeitern wirklich den politischen Inhalt klarzulegen. Ich habe nicht verlangt, daß man ein eingehendes Studium der Werke der linken Genossen vornimmt, aber ich möchte die Exekutive und die anwesenden Genossen davor warnen, die Verbindung mit den Massen zu vernachlässigen. Man wirft mir zwar vor, daß ich die Verbindung mit den Massen manchmal vernachlässigt oder übersehen habe, aber ich möchte doch die Genossen darauf aufmerksam machen, daß sie diese Verbindung nicht verlieren.

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Author Amadeo Bordiga
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